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Corporate Blogs: Sinnvolles Marketinginstrument oder Zeitverschwendung?

Brauchen wir ein Corporate Blog oder stiehlt es nur unsere Zeit? Auch wenn viele Unternehmen bereits ein Weblog betreiben, stellt sich den Verantwortlichen die Frage nach der Sinnhaftigkeit immer wieder. Bei Suche nach der richtigen Antwort treffen sie auf eine Vielzahl von Meinungen.Wir geben Orientierung: Wie können Unternehmen von einem Weblog profitieren, welche Gründe sprechen für Corporate Blogs und was sollten Sie beim Bloggen tunlichst vermeiden.

Wie Unternehmen von einem Weblog profitieren

Grundsätzlich können mit ein bisschen Geschick alle Unternehmen ein Blog zum Teil Ihrer Marketing-Strategie machen und daraus einen Mehrwert generieren. Einige Vorhaben lassen sich aber besonders gut über ein Corporate Blog realisieren:

Menschen hinter dem Produkt zeigen

Gerade Dienstleistungsunternehmen leiden häufig an einer gewissen Gesichtslosigkeit. Ein Blog kann dabei helfen, die Menschen hinter der angebotenen Leistung sichtbar zu machen und eine persönlichere Bindung zu Kunden und Partnern aufzubauen. Ein gelungenes Beispiel ist das mehrfach ausgezeichnete Blog der amerikanischen Fluglinie Southwest Airlines „Nuts about Southwest“, auf dem Mitarbeiter der Airline regelmäßig bloggen, aber auch Kunden und Partner als Gastblogger über ihre Erlebnisse mit der Fluglinie berichten.

Expertenstatus aufbauen und festigen

Sie verfügen über Spezialwissen in Ihrem Fachgebiet? Großartig! Dann festigen Sie durch regelmäßige Veröffentlichungen auf dem Blog Ihren Expertenstatus und etablieren Sie einen guten Ruf für Ihr Unternehmen. Das Sammeln und Publizieren von wichtigen Links zu Branchenwissen oder Ihrem Themengebiet kann Sie zudem zu einer führenden Informationsquelle in Ihrer Nische machen.

Kundenfeedback einholen

Während der Produktentwicklungsphase ist nichts wertvoller, als direktes und ehrliches Kundenfeedback. Natürlich können Sie dafür ein teures Marktforschungsprojekt anleiern. Der einfachere und wahrscheinlich kostengünstigere Weg ist es, interessierte Kunden über ein Corporate Blog in die Entwicklung einzubinden. Zudem bauen Sie gleichzeitig ein Vertrauensverhältnis auf und lernen die „First Mover“ und „Early Adopter“ unter Ihren Kunden kennen – zwei Gruppen, die später immer wieder für Innovations- und Marketingzwecke aktiviert werden können und deren Unterstützung beinahe unbezahlbar ist.

Drei gute Gründe, warum Sie ein Corporate Blog haben sollten

Und? Schon in einer der oben beschriebenen Situationen wiedergefunden? Oder sind Sie noch nicht ganz sicher, ob ein Weblog für Ihr Unternehmen wirklich wertvoll sein kann? Hier kommen drei weitere überzeugende Gründe, warum Sie ein Corporate Blog haben sollten:

1. Dynamischer Dialog anstelle von statischem Monolog

Ein Blog ist gut geeignet, um Ihre Firmenwebsite zu ergänzen und auf unkompliziertem Weg wechselnde, aktuelle Inhalte oder Zusatzinformationen anzubieten. Sie können zeitnah auf Entwicklungen reagieren oder einfach in einer lebendigen Sprache über Wissenswertes aus Ihrer Branche berichten. Dabei untermauern Sie Ihre Kompetenz und geben gleichzeitig Kunden, Partnern oder Investoren die Möglichkeit, mit Ihnen in Diskussion zu treten.

2. Suchmaschinenoptimierung

Wird Ihr Weblog auf einem anderen Server als die Unternehmenswebsite gehostet, können Sie von dort aus auf Ihre Firmenwebsite verlinken – und umgekehrt. Das kann Ihr Suchmaschinenergebnis verbessern: Viele Suchmaschinen verwenden die Anzahl dieser sogenannten Backlinks (zu Deutsch Rückverweise) nämlich als ein Kriterium für die Wichtigkeit einer Website. Bei Google etwa haben die Backlinks Einfluss auf den PageRank. Wird das Weblog in die Firmenseite integriert, kann das ebenso positiv auf das Suchmaschinen-Ranking wirken, denn viele Inhaltsseiten mit qualifizierten Beiträgen lassen eine Webseite ebenfalls in der Achtung von Google & Co. steigen.

3. Benutzerfreundlichkeit für mobile Geräte

Mal ehrlich: Wie sieht Ihre Firmenwebsite auf einem Smartphone oder dem iPad aus? Ist sie dafür optimiert, dass viele Besucher heutzutage auch von unterwegs darauf zugreifen und die neuesten Informationen bekommen wollen? Ein Blog allein ist natürlich nicht die Lösung des Problems. Es kann aber eine gute Übergangsregelung sein, bis die Website durchgängig angepasst wurde. Betreiben Sie das Corporate Blog über einen Blogging-Dienst wie etwa WordPress, müssen Sie sich über den mobilen Look nicht allzu viele Gedanken machen. Es gibt fertige Layout-Vorlagen, die auch auf mobilen Endgeräten hervorragend funktionieren und in vielen Fällen mit relativ wenigen Handgriffen an Ihr Corporate Design angepasst werden können.

Bittere Wahrheiten über Corporate Blogs

Paul Boag, Autor des „Website Owner’s Manual“, hat es vor nicht allzu langer Zeit in seinem Artikel 10 Harsh Truths About Corporate Blogging im Smashing Magazine auf den Punkt gebracht: Viele Unternehmen haben nur ein Blog, weil sie denken, sie sollten eines haben. In der Folge dümpelt das Weblog mutterseelenallein vor sich hin, spricht keine Leser an und wird irgendwann als uneffektives Marketinginstrument abgestempelt und verbannt. Das muss nicht sein! Wer ein paar Grundsätze ernstnimmt und nicht in jedes bereits bekannte Fettnäpfchen tritt, kann durchaus ein lesenswertes und auch gelesenes Corporate Blog aufbauen. Das sind unsere Top 3 der unangenehmen Wahrheiten:

Ein Blog generiert Traffic nicht von Zauberhand

Es ist vergleichbar mit der Fassade eines Ladenlokals: Einige Besucher kommen zufällig vorbei und werden sich im Laden umsehen. Die meisten aber müssen durch Werbemittel animiert werden, damit sie zunächst auf den Laden aufmerksam  und dann zu seinen Stammkunden werden. Ein Blog braucht eine regelmäßige Leserschaft und diese aufzubauen bedarf manchmal eines langen Atems. Um anhaltenden Traffic zu erzeugen, sollten Sie in zeitlich gleichmäßigen Abständen posten, von Anfang an mit Ihren Lesern in Konversation treten, sie zum Kommentieren auffordern und dadurch eine Bindung aufbauen. Nützlich: SEO-Blogger Rand Fishkin gibt in seinem Artikel gleich 21 Vorschläge, wie Sie Traffic über die Jahre aufbauen und halten.

Vielen Blogs fehlt Persönlichkeit oder Aktualität

Wofür steht Ihr Blog eigentlich und wer steckt dahinter? Ein richtig eingesetzter Blog lebt von seinen Autoren. Der markante Sprachstil, der charakteristische Humor oder ein wiedererkennbarer Textaufbau. Was spricht dagegen, ein Autorenbild bei jedem Post einzufügen oder das Blog-Team auf einer Unterseite vorzustellen? Menschen unterhalten sich am liebsten mit Menschen, nicht mit Organisationen, Firmen oder Maschinen. Verstecken Sie sich nicht hinter der anonymen Web-Fassade und hören Sie sich bloß nicht wie ein gesichtsloser Konzern an. Genauso wichtig ist, welche Inhalte die Autoren aufgreifen. Es müssen keine tagesaktuellen Themen sein, die wichtigsten Branchentermine oder brennende Entwicklungen dürfen aber ruhig einmal Beachtung finden.

Pressemitteilungen gehören in kein Blog

Klar, Pressemitteilungen zu veröffentlichen wäre der einfachste Weg, ein Blog mit Inhalt zu füllen. Aber Sie wissen ja: Der einfachste ist nicht immer der beste Weg. Pressemeldungen sind dazu gedacht, Journalisten gezielt Informationen über das Unternehmen oder ein Produkt zukommen zu lassen. Sie sind eher formell aufgebaut, wohingegen ein Blog-Eintrag von der persönlichen Sprache des Autors lebt. Copy&paste ist daher keine gute Idee. Ist das Thema der Pressemeldung aber auch für die Leserschaft des Blogs interessant, spricht nichts dagegen, dass der Blogger den Inhalt auf seine Weise wiedergibt.

Und jetzt sind Sie dran. Haben Sie schon ein Unternehmens-Blog oder wollen Sie künftig bloggen? Können Sie gelungen Blogs empfehlen? Oder halten Sie Corporate Blogs für nicht mehr als ein Nice-to-have?